Beltane

Beltane

Das Beltanefest läutet im Jahreskreis den Sommer ein, der von den Menschen in ungebrochener Tradition wild und ekstatisch begrüßt wird mit Lagerfeuern, Maibaum, Blütenschmuck, Tanz- und Trinkgelagen und Fruchtbarkeitsritualen. Überall blüht es, duftet es, summt es, die Lebenssäfte steigen in den Pflanzen aus der Erde nach oben und die Sonne kommt in ihre größte Kraft im Jahreskreis.

Wann wird Beltane gefeiert?

Beltane ist das wohl am besten bekannte keltische Jahreskreisfest, das heutzutage von den meisten Menschen in der Nacht zum ersten Mai und am ersten Mai selber gefeiert wird und das ohne große Unterbrechung seit Urgedenken. In Deutschland auch bekannt als die Walpurgisnacht, Tanz in den Mai oder Maifest. Auf den Britischen Inseln gibt es ebenso verschiedene Namen oder Ausspruchsweisen für das Fest, Lá Bealtaine, Calan Haf, Calan Mai oder Mayday.

In uralten Zeiten, in denen es noch keinen fixen Kalender gab, feierte man wohl das Beltanefest am fünften Vollmond nach der Wintersonnenwende oder auch an dem Vollmond, der dem extrapolierten Zeitpunkt zwischen Frühlingäquinox und Sommersonnenwende am nächsten kommt. Deshalb teile ich wie bereits vorher versprochen meinen Blogartikel zum Thema Beltane heute zu Vollmond, dem lunaren Beltanefest.

Wo kommt der Name her?

Der Name könnte von den protokeltischen Wörtern „belo“ und „tene“ stammen, die jeweils „hell“ und „Feuer“ bedeuten. Viele sagen auch, das Wort „Beltane“ komme vom Namen des keltischen Gottes „Bel“ oder „Belenos“, der Gott des Lichts und der Sonne und auch der Gott der Heilung. Das würde ebenso passen, da die ansteigende Kraft der Sonne zu Beltane gefeiert wird, welche der Vegetation zu voller Fruchtbarkeit verhilft. Jedoch ist keine dieser Thesen handfest belegt.

Beltane steht dem Samhain Fest im Jahreskreis genau gegenüber.

Beide gelten als die wichtigsten keltischen Jahreskreisfeste. Das eine das Fest des Lebens, das andere das Fest zum Gedenken an die Toten. Das eine läutet den Sommer ein, das andere den Winter. Es gibt Unterschiede zwischen der Art wie beide Feste begangen werden aber auch Gemeinsamkeiten.

Meinen Blogartikel über Samhain findest Du hier:
https://myriamcarlayuna.com/samhain

Eine Gemeinsamkeit sind die Feuer, die entzündet werden. Sie sollen der rituellen Reinigung dienen und in ihnen wurden Opfergaben dargebracht, um die jeweils schwindende Jahreszeit abzulösen. Zu Beltane werden die Herdentiere zwischen zwei brennenden Holzstapeln, die neun Heilige Hölzer enthalten sollen, durchgetrieben, um sie von Krankheiten und Parasiten zu reinigen und vor bösen Kräften zu beschützen. Danach werden die Herden mit den blumengeschmückten Leittieren auf die Sommerweiden getrieben.

Genau gegensätzlich dazu werden die Herden zu Samhain von den Sommerweiden in die Ställe geholt oder werden auf die Winterweiden gebracht. Daher vermutete der schottische Ethnologe und vergleichende Religionswissenschaftler Sir James George Frazer, dass diese beiden Feste uralt sind und noch aus den Zeiten stammen, in denen die Kelten vor allem von ihren Tieren gelebt haben und weniger ausgeprägt Landwirtschaft betrieben haben. Für Landwirte seien beide Feste nämlich keine relevanten Zeitmarker im Jahr.

In der Beltanenacht sind die Schleier zwischen den Welten dünn

Beide Feste beginnen bereits am Vorabend und in der Nacht und so wird bei beiden Festen gesagt, dass die Schleier zwischen der Geisterwelt und der Menschenwelt dünn sind und sich zu dieser Zeit allerlei Geister rumtreiben. Das können wohlmeinende und nicht so freundliche Gesellen sein.

Zum Schutz vor nicht so wohlgesonnen Geistern dienten die Weißdornhecken rund um Haus und Hof. In ihnen wohnen die Feen und so werden in Irland am Maitag die Weißdornhecken und -bäume geschmückt mit gelben Blüten (zum Beispiel vom Ginster), bunten Bändern und Muscheln und es werden den Feen Opfergaben dargebracht, wie Apfelwein und Hafer.

In England war es Sitte, dass junge Männer und Frauen in der Mainacht allerlei Blüten sammelten, besonders Äste des nun prachtvoll blühenden Weißdorns, um damit die Häuser, Ställe und den Dorfplatz noch vor Sonnenaufgang zu schmücken. Denn wenn die Sonne am ersten Mai aufgeht, soll sie sich über den Anblick dieser Blütenpracht freuen. Außerdem soll der süße Duft der Blumen vor bösen Geistern schützen.

Weißdorn

Es ist in vielen Teilen Englands heute noch Sitte, dass man in der Nacht zum ersten Mai vor Sonnenaufgang auf den höchsten Hügel der Gegend steigt und von dort aus den Sonnenaufgang beobachtet. Oft sind das rituelle Hügel, die einen spiralförmigen Weg zur Hügelspitze haben. Die Spirale ist ein altes Sonnensymbol und so soll man sich vorbereiten auf die Jahreshälfte, in der die Sonne ihre Kraft voll entfaltet. Man kann sich bewusst auf seine Intentionen für das Sommerhalbjahr konzentrieren. Welchen kreativen Schöpfungen möchte man volle Kraft geben?

Wer sich dann noch oben auf dem Hügel das Gesicht mit dem frischen Morgentau wäscht, bleibt lange schön und jung.

Woher kommen die düster angehauchten Legenden rund um Beltane?

Vielleicht merkst Du schon beim Lesen, dass das Fest in die Nacht vorm ersten Mai und den Tag des ersten Mais aufgeteilt werden kann. Tatsächlich unterscheiden sich viele alte Sitten und Gebräuche ein wenig zwischen Nacht und Tag und das hat mit der Geisterwelt zu tun.

Es hat mich selber immer gewundert, dass ein Fest der Lebensfreude, Kreativität und Fruchtbarkeit auch so dunkle Seiten und vor allem im Deutschen Sprachraum düstere Vorstellungen haben kann. Hier berichtet der Volksglaube nämlich, dass sich in jener Nacht die Hexen mit dem Bösen verbinden und auf ihren Besen durch den Nachthimmel reiten.

Ein Erklärungsversuch für die Entstehung dieser Legenden könnte sein, dass in der Beltanenacht die Zeit bis Mitternacht die letzten Stunden sind, in denen die Dunkelheit noch an Macht besitzt, bevor die dunkle Jahreshälfte vollständig abgelöst wird und mythisch gesehen stirbt. Und mit ihr verlieren auch die finsteren Geistwesen an Kraft. Weshalb sie zu Beltane in den Stunden vor Mitternacht also nochmal so richtig aufdrehen.

Es steckt aber auch eine Verunglimpfung der alten, naturnahen Religionen und ihrer PriesterInnen dahinter, die sich in der Nacht zum ersten Mai in eine heilige Ekstase begeben haben und so im Geiste fliegen konnten. Daher kommen also die ganzen Geschichten von den Hexen, die auf ihren Besen um den Blocksberg fliegen. In manchen Landstrichen glaubte man, dass zu Beltane um Mitternacht herum die Wilde Jagd durch die Gegend tobt und arme verirrte Seelen, die sich alleine und ungeschützt herumtrieben, mitnahm in die Anderswelt.

Im Lied „Calan Haf“, welches in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Jürgen Zeidler entstanden ist, der das Gedicht auf Walisisch geschrieben hat, wird der Kampf zwischen Winter und Sommer thematisiert und es wird geschildert, wie die Menschen ihr Dorf mit Weißdorn schmücken und ausgelassen tanzen und Met trinken:

In dem Dorf am Rande des Hunsrücks, in dem ich aufgewachsen bin, sind die Kinder in der „Hexennacht“ umgegangen und haben den Menschen Streiche gespielt. Was haben wir gemacht? Typischerweise Türklinken mit Senf oder Zahnpasta eingerieben und Toilettenpapier drumgewickelt, Türmatten und Mülltonnen verschleppt und allerlei ähnlichen Schabernack. Ein paar aus unserer Gruppe hatten mal einen Gullydeckel ausgehoben und wollten ihn verstecken. Wir anderen hatten jedoch Bedenken, dass das zu üblen Verletzungen führen könnte, wenn jemand das Loch nicht sieht und hineinfällt und so haben wir den Deckel wieder zurückgeschoben. Gut erzogene Hexen eben. 😉

Es gibt aber natürlich auch die wohlmeinenden Geistwesen, die man am Abend vorm ersten Mai um Hilfe bitten kann. So wurden zum Beispiel in Großbritannien kranke Kinder zu heiligen Steinen gebracht oder sie wurden durch Steinportale durchgetragen und den Feen und guten Geistern wurden Gaben geopfert, damit sie die Kinder wieder gesund machen. Oder man ist zu Heilquellen gegangen und hat darin gebadet, um sich körperlich und auch spirituell zu reinigen.

Allen bekannt sind die Fruchtbarkeitsrituale zu Beltane

Was sicher alle Menschen mit Beltane assoziieren sind die wilden ausgelassenen Festgelage, die in der Nacht stattfinden. Die Menschen tanzen im Kreis um die Beltanefeuer, die bestimmte Kräuter enthalten können, um reinigenden Rauch zu erzeugen. Es wird gesungen, getanzt, getrunken und jede/r die/der einen Partner findet, um sich sexuell zu vereinigen verdrückt sich im Laufe der Party und gibt sich der ekstatischen Kraft der Fruchtbarkeit hin, die überall auch in der Natur präsent ist. Es wird gesagt, dass die Menschen dies mancherorts auf den Feldern getan haben, um eine üppige Ernte hervorzurufen. Auch die Asche der Beltanefeuer wurde auf die Felder und in die Gärten gestreut, weil sie als besonders fruchtbar gilt.

Da ja die Schleier zwischen den Welten besonders in der Beltanenacht sehr dünn sind, kann man allerdings auch von Feen verführt und entführt werden. Einmal im Feenreich angelangt kommt man so schnell nicht mehr zurück, da die Zeit dort ganz anders verläuft. Deshalb sollte man in dieser Nacht nicht unter einem Weißdorn oder auf einer Waldlichtung voller Glockenblumen einschlafen. Gegen die Verführung von Feen soll es helfen, sich einen Ebereschenzweig über die Eingangstür seines Hauses zu hängen.

Die Vermählung des göttlich Männlichen und des göttlich Weiblichen findet zu Beltane statt, wenn die Kraft der Sonne die Pflanzen küsst und befruchtet, in denen die Kräfte der Erde aufsteigen. Und so soll es verschiedene Rituale gegeben haben, die diese Vereinigung ehrten, die auch die Große Hochzeit genannt wurde. So wird gesagt, dass eine dafür ausgebildete Priesterin mit dem König der Jagd, dem besten Jäger des Jahres, in dieser Nacht eine sexuelle Vereinigung zelebrierte, um die Kraft der Fruchtbarkeit auf das ganze Dorf übergehen zu lassen. Dies ist jedoch keine gesicherte althergebrachte Tradition.

Wohl aber die sexuelle Ausgelassenheit der Dorfbewohner. Was natürlich nach der Christianisierung ein echter Dorn im Auge der Kirche war. Schon alleine deswegen wurde das Fest verteufelt und viele Gebräuche und Legenden wurden verzerrt dargestellt. Sexuell freie Menschen sind halt schwerer zu manipulieren. Im Versuch, dem Fest einen christlichen Stempel aufzudrücken wurde es in Deutschland nach einer Äbtissin aus dem Frühen Mittelalter benannt, nach Walburga, deren Heiligsprechung auf den 1. Mai datiert wurde.

Der Maitag und die Prozession der Maikönigin

Sobald der Beltanetag anbricht, beginnt die Sommerzeit und die Sonne entfaltet ihre volle aufsteigende Lichtkraft. Die Grundlage all unseres Lebens ist die Photosynthese und diese arbeitet am besten bei hoher Sonneneinstrahlung. Anfang Mai bersten die Pflanzen nur so vor Kraft und Fruchtbarkeit, vor frischem Grün und vor Blüten. Und so ist das Symbol der Hochzeit zwischen Himmel und Erde der Maibaum, in den meisten Gegenden eine junge Birke, die mit bunten Bändern und Blumenkränzen geschmückt wird. Es ist auch Sitte, dass junge Männer ihrer Angebeteten frische Birkenzweige vors Haus legen.

Am Maitag findet an vielen Orten eine Prozession statt, bei der unter blumengeschmückten Ranken die Maikönigin zu ihrem Gemahl, dem Maikönig geführt wird. In Großbritannien wird die Maikönigin mit dem „Green Man“, der männlichen Seele der Natur verheiratet. Diese Hochzeit wird ebenso ausgelassen und fröhlich mit Musik, Tanz und Alkohol gefeiert wie die wilden Tänze der Nacht. Es wird ein Maibaum aufgestellt, meistens eine Birke, so auch in dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin. Die Mädchen und Jungen des Dorfes verweben in Kreistänzen um den Maibaum bunte Bänder miteinander.

Davon erzähle ich in meinem Lied „The Maypole“:

Auch am Maitag kann es passieren, dass sich junge Paare finden und einander hingeben. Die Kinder, die zu Beltane gezeugt werden, sollen besonders schön sein und von den Feen vielgeliebt. Besonders wenn die Zeugung unter einem Weißdornbusch stattfand.

Wer möchte, kann sich nach alter keltischer Sitte für ein Jahr miteinander verbinden, eine Art Probehochzeit. Und am kommenden Beltanefest entscheidet sich dann, ob man zusammen bleiben möchte oder nicht. Das Ritual wird „Handfasting“ genannt.

Beltane ist ein sehr sinnliches Fest. Die Lebensfreude, Ekstase und Fruchtbarkeit liegen in der Luft, spürbar als ein Vibrieren, transportiert durch das Summen der Bienen, den Blütenduft und das Zwitschern der Vögel. Alle Wesen, die sich von den Pflanzen ernähren inklusive der Menschen spüren die aufsteigenden Säfte des Pflanzenreichs, die Kräfte der Erde und die Sonnenkraft. Das lässt uns alle fröhlich und ausgelassen sein.

In diesem Sinne wünsche ich Dir ein Frohes Beltanefest und eine schöne Maienzeit. Kennst Du noch weitere Rituale für Beltane? Dann schreibe sie gerne in die Kommentare

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