Imbolc

Imbolc

Der keltische Frühlingsbeginn

Heute ist der 2. Vollmond nach der Wintersonnenwende und wie ich bereits vorher versprochen hatte, möchte ich heute meinen Blogartikel zu Imbolc teilen, dem lunaren Imbolc. Das solare Imbolc wird vom Abend des 1. Februars bis zum Abend des 2. Februars begangen und liegt zwischen der Wintersonnenwende und der Frühlingstagundnachtgleiche. Es ist für die Iren der Beginn des Frühlings und kündet auch in unseren Breiten in Mitteleuropa den Frühling an. Das Sonnenlicht gewinnt immer mehr an Kraft, die Tage werden länger, Schnee und Eis schmelzen schon oder werden bald schmelzen. Die Schneeglöckchen strecken ihre hübschen Köpfchen aus dem Schnee oder der Erde, die ersten Lämmer werden geboren und die Bauern beginnen, die Aussaat zu planen.

Interessanterweise gibt es sowohl in Irland als auch im Alpenraum eine Bauernregel, die besagt, dass wenn es zu Imbolc schneit und das Wetter schlecht ist, der Frühling schnell kommen wird. Wenn zu Imbolc jedoch die Sonne scheint und gutes Wetter ist, verzögert sich die Ankunft des Frühlings.

Imbolc ist das Fest der Göttin Brighid

Für die Iren ist Imbolc der Tag der Göttin Brighid, oder auch der Heiligen Brighid: „Lá na Féile Bríde“. Dieses Fest ist ihr geweiht und alle Brauchtümer rund um diesen Tag haben mit Brighid und ihren vielen Aspekten und Facetten zu tun, deshalb möchte ich Dir erst mal von ihr erzählen.

Die Göttin Brighid war besonders in Irland und Schottland, aber auch in Wales und Cornwall die wichtigste vorchristliche Göttin. Sie wurde sosehr verehrt und geliebt, dass sie die Christianisierung überstanden hat, indem die Menschen sie in eine Heilige transformiert haben. St. Brighid wurde nie offiziell heiliggesprochen, sie wurde nur durch den Glauben der einfachen Menschen zu einer Heiligen.

Und sehr viel deutet darauf hin, dass dies nicht ihre einzige Metamorphose war, denn es wird angenommen, dass sie schon in vorkeltischer Zeit in Irland verehrt wurde als allumfassende Muttergöttin, eine Erdgöttin, die alles Leben gebärt, eine Himmelsgöttin, die den Lauf der Gestirne lenkt und als eine Schöpfergöttin, die die Jahreszeiten und die Elemente beherrscht und den Menschen und Tieren Heilung bringen konnte. Als die keltische Kultur in Irland Einzug hielt wurde sie in die keltischen Legenden eingebettet, als Tochter des Dagda und sie blieb immer noch eine sehr mächtige Göttin, eine dreifältige Göttin. Ihre Wirkungsbereiche waren die Heiligen Quellen, die Fruchtbarkeit und der Frühling. Und sie war die Schutzpatronin der Hebammen, der Schmiede und der Poeten.

Über Brighid könnte ich so viel schreiben, eben weil sie eine so umfassende Göttin ist. Immer sehr geliebt und verehrt von den Menschen der Britischen Inseln und sie fand als keltische Göttin und auch als Heilige Einzug nach Mitteleuropa. So hieß der Bodensee früher Lacus Brigantiae, da dort das Siedlungsgebiet des keltischen Stammes der Briganten lag, die sich nach Brighid benannten.

Oft wird gesagt, dass „Brighid“ die Strahlende bedeutet und dass sie eine Lichtgöttin ist. Aber vielmehr ist „Brighid“ eine Art Titel, der wohl „die Erhabene“ bedeutet und der darauf hinweist, dass sie in vorkeltischer Zeit die Große Muttergöttin war, die regional verschiedene Namen hatte und der aber dann der Ehrentitel „Brighid“ verliehen wurde.

Die Gebräuche zu Imbolc

Der Name „Imbolc“ kommt wohl vom alt-keltischen Wort „oimele“ was „Schafsmilch“ bedeutet. Im modernen Irisch bedeutet „Imbolc“ „im Bauch“. Beides deutet auf die Wichtigkeit der Geburt der ersten Lämmer und Kälber hin, was für die Menschen damals bedeutete, dass sie mit der Milch der Muttertiere ihre erste frische Nahrung erhalten konnten, nachdem ihre Wintervorräte zur Neige gingen. Aus der Milch haben sie Butter und Käse hergestellt. Und so gibt es den Brauch in der Imbolcsnacht Butter auf die Türschwelle oder das Fensterbrett außen hin zu stellen, damit Brighid sie segnen kann. Oder wer einen Altar für Brighid hatte, stellte ihr zum Dank eine Schüssel mit Frischkäse hin. Hier zeigt sich Brighids Aspekt als Fruchtbarkeitsgöttin und Schutzpatronin aller Muttertiere.

Zum Imbolcfest erweckt Brighid die Erdkräfte und schenkt nicht nur den Herdentieren sondern auch den Pflanzen Fruchtbarkeit, sie hütet und aktiviert die Samen in der Erde. Brighid wird oft mit Schlangen dargestellt und so gibt es in Irland tatsächlich den Brauch rund um Imbolc nach Schlangen Ausschau zu halten. Wenn man welche sieht ist es ein gutes Zeichen, denn es zeigt an, dass die Erdgöttin erwacht und ihre Kräfte der Fruchtbarkeit, symbolisiert durch die Schlangen, nach oben kommen. In Cornwall gingen die Priesterinnen des alten Glaubens sogar hinaus zu den Heiligen Quellen der Brighid und in ihre Höhlen, um dort die Schlangen und mit Ihnen die Erdkräfte aufzuwecken. Sie taten dies, indem sie mit einem Stab auf den Boden klopften.  

Wenn die Erdkräfte erwachen, ist es also Zeit, die Aussaat auf die Felder zu bringen. Und wie ich bereits in meinem Blogartikel über das Yule Fest schrieb, war zum Beispiel das Ringheiligtum in Pömmelte auf die Zeiten zwischen den Sonnenwenden und den Tagundnachtgleichen ausgerichtet, also auch auf die Zeit zu Imbolc, welche die Zeit der Aussaat anzeigte. Doch es gibt auch Steinkreise auf den Britischen Inseln, die auf den Sonnenaufgang zu Imbolc ausgerichtet sind, nämlich die „Merry Maidens“ in Cornwall oder auch den Steinkreis von „Castlerigg“ im britischen Cumbria.

In diesen Steinkreisen zeigt sich auch eine weitere Besonderheit der Brighid, nämlich die heilige Zahl 19. Die Kreise bestehen aus 19 Steinen und enthalten eine Lücke. Dort stand aber nie ein 20. Stein, vielmehr wird angenommen, dass dies die Stelle für die Göttin ist, die Pforte, durch die sie den Steinkreis betritt. Warum die Zahl 19? Nun, die Mondumlaufbahn um die Erde eiert tatsächlich und so kommt der Mond erst alle 18,6 Jahre wieder genau in die exakte Position bezüglich der Erde. Da Brighid in vorkeltischer Zeit vermutlich als Große Göttin angebetet wurde, die Erde und Himmel bewegt, könnte es sein, dass ihr diese heilige Zahl zugesprochen wurde. Fakt ist, dass noch heute im Kloster der St. Brighid im irischen Kildare 19 Nonnen über Brighids Heiliges Feuer wachen. Da es in Kildare vor dem Kloster einen keltischen Tempel gab, kann man vermuten, dass es in früherer Zeit 19 Priesterinnen waren, die der Göttin Brighid dienten. Damit befinde ich mich aber sehr weit im Gebiet von Spekulationen.

Das Heilige Feuer der Brighid ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt, der sich in vielen Bräuchen zu Imbolc zeigt. Denn Brighid ist die Hüterin der Herdfeuer und solange die Menschen auf den Britischen Inseln Kaminöfen zum Kochen und Heizen benutzten, beteten sie zu Brighid, der Göttin oder der Heiligen, jedes Mal, wenn sie morgens das Feuer neu schürten oder ein neues Feuer entzündeten. Und so ist es Brauch zu Imbolc den Kaminofen zu reinigen und ein neues Feuer zu entzünden, welches man unter den Schutz von Brighid stellte.

Brighid schützt jedoch auch vor Feuersbrünsten und so hängte man neben den Herd und überall in Haus und Stall das Heilige Kreuz der Brighid auf. Es wurde aus dem ersten grünen Schilf des Jahres gemacht, eine Anleitung zum Basteln eines Brighidkreuzes findest Du hier:

Brighids Kreuz ist ein Sonnensymbol und die diamantene Form im Inneren ist ein uraltes europäisches Fruchtbarkeitssymbol, welches den Nabel der Großen Muttergöttin symbolisiert. Die vier Schenkel symbolisieren die vier Himmelrichtungen.

Als Hüterin der Feuer ist Brighid auch die Schutzpatronin der Schmiede, für deren Arbeit das Feuer unerlässlich ist. Doch auch der Funken der Inspiration, der jeglicher Dichtkunst vorausgeht, wird im keltischen Kulturraum der Göttin Brighid zugesprochen.

Wie kannst Du Imbolc feiern? Du kannst ein Brighidskreuz basteln und es bei Dir zu Hause aufhängen. Wenn Du keinen Kaminofen hast, dann kannst du einen Kerzenständer nehmen, diesen ausgiebig reinigen und eine weiße Kerze entzünden. Du kannst auch mit Freunden oder alleine draußen ein Feuer entzünden. Natürlich mit den gebotenen Sicherheitsvorkehrungen. Du kannst zu einer Heiligen Quelle oder einem nahe gelegenen Bach gehen und dort einen Heilungswunsch eingewoben in ein Stoffband an einen dort stehenden Baum flechten. In Irland war es sogar Sitte, zu Imbolc in einer Heiligen Quelle zu baden.

Einen anderen Brauch kenne ich von Jürgen Zeidler, mit dem ich bereits einige Male zusammen Lieder geschrieben habe. Er hängt in der Nacht zu Imbolc einen Schal draußen vor sein Haus, damit Brighid diesen segnen kann. Und natürlich haben wir auch zu Imbolc ein Lied zusammen gemacht. Jürgen hat einen wunderschönen Text in der alten kornischen Sprache geschrieben und ich habe die Musik dazu gemacht. Es ist eine Ode an die Göttin Brighid und Du kannst das Lied hier hören:

Den Originaltext und die Deutsche Übersetzung findest Du in der Infobox unter dem Youtube Video. Er enthält alle Aspekte, von denen ich hier geschrieben habe.

Brighid ist besonders zu Imbolc allgegenwärtig

Imbolc ist eine Schwellenzeit, die die Ankunft des Frühlings verkündet. Das Eis und der Schnee schmelzen nun bald, die Sonnenstrahlen gewinnen täglich an Kraft und liefern sich Wettbewerbe mit Hagel- oder Schneeschauern. Und genau in dieser Zeit ist Brighid besonders gegenwärtig, sie ist eine Göttin die die Schwellen behütet. Ihr strahlendes Weiß ist im Schnee und in den Sonnenstrahlen, die der Schnee reflektiert, sie ist im Schmelzwasser der Bäche, sie ist im Quellwasser, das aus dem Schoß der Erde sprudelt, sie ist in den Schneeglöckchen, den ersten Blumen, die ihre weißen Köpfchen aus der Erde ins Licht recken, sie ist im Grün des ersten Schilfs, sie ist im Zwitschern der Vögel und im Blöken der ersten Lämmchen. Sie behütet die Samen in der Erde und sie steht den Gebärenden bei.

Sie ist auch bei Dir, wenn Du verzweifelt bist, wenn Du krank bist oder wenn Dein Leben kurz vor einer wichtigen Veränderung steht. Sie hilft Dir in jeder Übergangszeit, sie begleitet Dich mit ihrem Licht und als Hüterin der Heiligen Quellen schenkt sie dir ihre Heilkräfte. Doch sie ist auch eine Feuergöttin. Du findest sie im Sonnenaufgang und sie flüstert Dir kreative Ideen ein. Sie schenkt Dir den Funken der Inspiration und kann Dir auch helfen, ein künstlerisches Projekt auf die Welt zu bringen. Sie hütet die Herdfeuer in jedem Haus und so ist sie auch im Herdfeuer Deines Herzens und schenkt Dir Herzenswärme und Weisheit und Großzügigkeit.

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