Der keltische Jahreskreis – ein Resümee
Seit Herbst 2021 beschäftige ich mich nun tiefergehend mit den Jahreskreisfesten und ihren Traditionen, besonders in den Gebieten alter keltischer Kultur. Ich habe zu jedem Jahreskreisfest ein Lied geschrieben, zu manchen zwei. Und ich habe mich in Blogartikeln so gut ich es konnte vertieft in die alten Gebräuche der Jahreskreisfeste und auch in die Energie, die sie bereithalten. Welcher Zeitpunkt könnte also besser geeignet sein als Samhain, um ein Resümee zu ziehen, aus dem was ich gespürt, gelesen und gelernt habe. Markiert doch Samhain den Abschluss des alten Jahres und den Beginn des Neuen Jahres im keltischen Kalender.
Und so möchte ich nun auch das Thema für mich gedanklich abschließen, um zu neuen Ufern aufzubrechen. Natürlich wirkt die Kraft der Sonne, wirken die Farben, Geräusche und Gerüche der Natur weiterhin auf mich. Natürlich werde ich die Jahreskreisfeste weiterhin auf meine Art begehen. Das Bewusstsein, körperlich in die Zyklen der Natur eingewoben zu sein hat sich tief in mir verankert. Aber den inneren Zwang, den ich mir auferlegt hatte, zu jedem Fest etwas Kreatives zu erschaffen und mit Euch zu teilen, den möchte ich ablegen. Ebenso wie die Erwartungshaltung diese Feste in einer bestimmten Weise mittels Dekoration und Ritualen zu feiern. Somit habe ich mich geistig befreit.
Und da liegt auch schon ein Lerngeschenk verborgen:
„Was erschaffst Du und was erschafft Dich?“
Dies ist ein Satz aus meinem Lied „Wheel of the Year“. Beobachte und spüre alle Zyklen, die in Deinem Leben wirksam sind. Welche davon sind universell, welche haben andere Menschen erschaffen und welche hast Du selber erschaffen? Bei allem, was Du selber erschaffen hast, kannst Du Dich fragen, ob es Dir dienlich ist oder nicht mehr dienlich ist. Bei allem, was andere Menschen erschaffen haben gilt dasselbe. Wenn Du ihn erschaffen hast, kannst Du Dir überlegen, ob Du den Zyklus einstampfen möchtest oder nicht. Bei Zyklen, die andere erschaffen haben, kannst Du überlegen, ob Du aussteigen möchtest oder eben nicht. Natürlich ist auch zu bedenken, inwieweit ein Ausstieg machbar ist.
Und bei allem was universell ist kannst Du Dich zurücklehnen, beobachten und genießen. Die Jahreszeiten, die Zyklen der Natur in den Ökosystemen, die zyklischen Bahnen der Himmelskörper, die Zyklen der Gezeiten, all dies ist ein wunderschönes Schauspiel. Und wenn wir die Zyklen verstanden haben, können wir deren Kräfte auch in unseren schöpferischen Prozessen nutzen. Wir können dann mit der Kraft der Natur gehen.
Beim Betrachten all dieser natürlichen Zyklen ist etwas sehr entscheidend: der Blickwinkel. Je nachdem wo man sich selber in einem Zyklus befindet, sieht die Landschaft, sehen Vergangenheit und Zukunft ganz anders aus. Der Blick auf die Dunkle Jahreshälfte ist zu Beltane anders als zu Lughnasadh und anders als zu Samhain, wenn man mitten drin steckt. Man hat immer das Erlebte und die in sich aufgesogene Energie in sich, wenn man in den Verlauf des Zyklus blickt, das macht einen Unterschied im Erleben.
Was Zyklen so besonders macht ist das Wissen, dass man nach einem bestimmten Zeitabschnitt wieder annähernd denselben Blickwinkel einnehmen wird. Das gibt ein Gefühl von Halt und Festigkeit, obwohl sich alles immer weiter bewegt.
Die Zeitpunkte der Jahreskreisfeste
Beim Blickwinkel auf das Jahresrad geht es natürlich auch um die genauen Zeitpunkte der Jahreskreisfeste und deren Berechnung. Bei diesem Thema musste ich mir oft die Haare raufen. Es gibt so viele verschiedene Angaben und auch Traditionen für die Zeitpunkte der Jahreskreisfeste, dass ich gar nicht wusste, wie mir geschah. Was stimmte denn nun? Und kaum dachte ich, dass ich es nun richtig verstanden hätte, entdeckte ich neue Informationen.
Bezüglich des rein keltischen Jahreskreises ist der letzte Stand meines Wissens die Erkenntnis, wie die Druiden Irlands sie mutmaßlich errechnet haben und immer noch so errechnen.
Nachzulesen hier: https://www.celticdruidtemple.com/blog/sun-moon-and-star-calendar-for-2024
[Achtung: die Zeitangabe auf dieser Seite für das Fest Lughnasadh ist nicht korrekt]
Der Jahreskreis ist ein Sonnenrad mit acht Speichen, beschreiben die Feste doch eindeutig den Lauf der Sonne und deren Einfluss auf das Wachstum der Pflanzen. Es geht um die Grundlage unser aller Leben, um unsere Nahrung, darum wann ausgesät und wann geerntet werden kann.
Die Sonnenwenden und die Äquinoxfeiern sind direkt aus dem Lauf der Sonne zu bestimmen.
Dazu haben die Druiden den Sonnenaufgang und -untergang beobachtet, aufgezeichnet. Sie haben die Bahn der Sonne und die Stunden an Tageslicht errechnet. Dies erfolgte oft auf einem Hügel und beinhaltete markante Punkte in der Landschaft. Natürlich wurden auch Steinkreise dazu genutzt. Die standen aber schon vor der Ankunft der Kelten an Ort und Stelle. Sie wurden nicht von den Druiden erbaut.
Bei den Sonnwendfeiern ist es klar: Der Tag mit den wenigsten Stunden an Sonnenlicht verzeichnet die Wintersonnenwende und der längste Tag zeigt die Sommersonnenwende an. Das ist auf der jeweiligen Halbkugel überall der gleiche Tag. Denn die Länge des Tages variiert zwar je nachdem auf welchem Breitengrad man sich befindet, aber relativ gesehen ist zum Beispiel der kürzeste Tag auf der ganzen Nordhalbkugel der gleiche Tag. Egal, ob mit 9 Stunden, 31 Minuten und 43 Sekunden am 22. Dezember 2023 in Athen oder mit 5 Stunden, 44 Minuten und 28 Sekunden im norwegischen Bergen. Die modernen Astronomen sagen, dass an den Sonnwendtagen die Sonne genau an dem nördlichen oder eben südlichen Wendekreis am Mittag im Zenit steht.
Bei den Daten für die Tagundnachtgleichen ist mir jedoch etwas aufgefallen. Der Name legt nahe, dass es an jenen Tagen fast annähernd 12 Stunden Tageslicht gibt und Tag und Nacht also gleich lang seien. Hier musste ich feststellen, dass es nicht ganz so ist. Auf der Webseite des „Celtic Druid Temple“ kann man sehen, wie die Druiden die Äquinoxfeiern berechnen und zwar genau wie bei den Sonnwenden anhand der errechneten Stunden an Tageslicht. Die Tage, an denen die Stunden an Tageslicht am dichtesten an der 12 liegen, sind die Tagundnachtgleichen im druidischen Kalender. Dabei kommt man aber für die Frühlingstagundnachtgleiche 2024 beispielsweise auf den 17. März und für die Herbsttagundnachtgleiche 2024 auf den 25. September. Das kann man in sehr praktischen im Netz vorhandenen Tabellen, die für jeden Tag die Stunden an Sonnenlicht auflisten, auch selber nachprüfen. https://www.timeanddate.de/sonne/irland/dublin?monat=3&year=2024
Die modernen Astronomen wissen das auch, sie nennen diese Tage „Äquiluxtage“, also die Tage mit annähernd gleicher Anzahl von Tages- und Nachtstunden. Die eigentlichen „Äquinoxtage“ werden aber von unseren Astronomen genau wie die Sonnwendtage anhand des Zenits der Sonne zur örtlichen Mittagszeit angegeben. Nämlich genau an den Tagen, an denen der Zenit der Sonne mittags direkt über dem Äquator steht und dann dementsprechend auf die Nord- oder Südhalbkugel weiterwandert. Also Achtung, wenn Du überall (auch bei mir 😉 ) lesen kannst, dass zum Beispiel am 20. März 2024 die Frühlingstagundnachtgleiche war und zu diesem Datum Tag und Nacht gleich lang sein sollen. Das ist nicht ganz exakt. Aber fast.
Dass die Sonnwendfeiern in ganz Europa und darüber hinaus gefeiert wurden und werden steht außer Frage. In der druidischen Tradition fand ich auch Hinweise, dass die Tagundnachtgleichen gefeiert wurden als Teil des keltischen Jahreskreises. Für die anderen Traditionen in Europa ergibt sich ein sehr gemischtes Bild. In den meisten Gegenden Mitteleuropas fanden im März/April oder September/Oktober entsprechende Frühlings- oder Herbstfeiern statt. Diese können regional verschieden auch zu Vollmond stattgefunden haben. Auf das Thema mit dem Vollmond gehe ich weiter unten noch näher ein.
Die Errechnung der Zeitpunkte der vier wichtigsten keltischen Jahreskreisfeste
Und nun wird es besonders spannend, denn es gibt ja noch die vier sogenannten „Feuerfeste“ oder auch „Viertelfeste“ im keltischen Jahreskreis. Das sind Imbolc (oder Imbolg), Bealtaine (oder Beltane), Lughnasadh (oder Lúnasa) und Samhain. Dies sind ihre irischen Namen. Ihr Ursprung liegt in der keltischen Kultur. Durch die Christianisierung dieser Feste breiteten sie sich jedoch noch weiter in Europa aus, sodass zum Beispiel auch in Schweden in der Nacht zum ersten Mai „Valborgsmässoafton“, die Walpurgisnacht und am ersten November „Alla helgons dag“, Allerheiligen gefeiert werden. Imbolc wird von den allermeisten Menschen in der Nacht zum ersten Februar und Lughnasadh in der Nacht zum ersten August gefeiert.
Es gibt aber auch ganz unterschiedliche Ansätze und Traditionen. Diese Fixdaten für die vier Feste beruhen auf unserem modernen Kalender. Die Menschen früher hatten Mondkalender. Und so stieß ich bei der Berechnung dieser Feste auf die größte Variabilität. Gefühlt feiert jede heidnische Gruppierung die Feste an anderen Tagen. Ob als Mondfest oder als Sonnenfest. Wenn man sie als Sonnenfeste feiert liegt es nahe, sie zwischen den Sonnwenden und Tagundnachtgleichen zu interpolieren. So wie es im jungsteinzeitlichen Ringheiligtum von Pömmelte der Fall ist. Die beiden Hauptzugänge der Anlage orientieren sich an den Punkten des Sonnenaufgangs und -untergangs der Tage zwischen den Sonnenwenden und den Tagundnachtgleichen.
Ich bin 2022 dem Impuls nachgegangen und habe diese Feste ein Jahr lang als Mondfeste gefeiert. Imbolc am zweiten Vollmond nach der Wintersonnenwende, Beltane am fünften Vollmond, Lughnasadh am achten Vollmond und Samhain am 11. Dunkelmond nach der Wintersonnenwende. Berichtet habe ich davon in meinem allerersten Blogartikel über den Jahreskreis, mit dem ich die Reihe begonnen hatte.
Das war sehr interessant, fühlte sich aber noch nicht ganz stimmig an für mich.
Für jedes der vier Feste fand ich auch alternative Monddaten, nämlich jeweils zum Dunkelmond oder zunehmenden oder abnehmenden Mond, alles in verschiedensten Varianten. Was stimmt denn nun? Also erst mal würde ich sagen, dass jede/r ganz nach ihrem/seinem Gefühl gehen sollte. Welche Tradition liegt einem am nächsten? Beobachtet die Mondphasen, legt Euch selber einen Mondkalender an und spürt rein in die Energien. Letztendlich geht es immer um eine Zeitqualität und die Feste gingen immer mehrere Tage lang, ja teilweise mehrere Wochen. Deshalb sehe ich persönlich das Thema nicht so eng.
Wie haben die Druiden wohl die Feste berechnet?
Wenn es aber nun um die alte keltische Tradition geht und darum, wie die Druiden den Zeitpunkt dieser Feste berechnet haben, so bin ich auf etwas sehr Interessantes gestoßen: die Berechnung mittels einer heliakischen Methode. Dies beruht auf der Ausrichtung der Sonne mit einem bestimmten Stern. So haben zum Beispiel die alten Ägypter den Zeitpunkt der Nilschwemme anhand der Stellung des Sirius ausgerechnet. Wenn der Sirius kurz vor Sonnenaufgang ebenfalls aufgeht, dann sieht man ihn kurz leuchten, bevor das Licht der aufgehenden Sonne sein Strahlen überdeckt. Das wird als heliakischer Aufgang des Sirius bezeichnet. Später im Jahr passiert dann sein heliakischer Untergang.
Und genau diese Art von Berechnung haben die alten Druiden Irlands mutmaßlich mit den „vier königlichen Sternen“ durchgeführt, nämlich mit Antares aus dem Sternbild Skorpion, Regulus aus dem Sternbild Löwe, Aldebaran aus dem Sternbild Stier und Fomalhaut aus dem wenig bekannten Sternbild Südliche Fische. Diese vier ekliptiknahen, hellen Sterne waren den alten Persern schon bekannt. Sie halfen ihnen bei der Orientierung am Sternenhimmel, da jeder dieser vier Königssterne die Hauptrichtung eines Himmelsquadranten markiert.
Wie genau funktioniert das?
An jenem Abend, an dem Sonne, Mond und der jeweilige Stern kurz nach dem Sonnenuntergang in einer Konjunktion stehen, beginnt das entsprechende Fest. Es handelt sich um den heliakischen Untergang einer der vier Königssterne in Konjunktion mit dem Mond, sprich bei Dunkelmond. Dabei sind diese Sterne als Figuren der irischen Mythologie gedeutet worden. Fomalhaut wird mit Brigid gleichgesetzt und sein heliakischer Untergang markiert das Fest Imbolc. Aldebaran wird mit Bile, dem Vater der Götter und Menschen gleichgesetzt, später auch Bel genannt und Namensvater des Fests Beltane. Natürlich wird das ganze Sternbild Löwe mit dem Gott Lugh gleichgesetzt, dem Begründer des Festes Lughnasadh und Regulus mit seinem Hund Shallinis. Und die irische Sagengestalt Tlachtga, Tochter des Druiden Mog Ruith und einer druidischen Mutter wird mit Antares gleichgesetzt und markiert das Samhain Fest. Die Iren sehen im Sternbild Skorpion übrigens einen Lachs. Das macht Sinn, gibt es doch keine Skorpione in Irland.
Wann also finden die vier keltischen „Feuerfeste“ statt?
Imbolc zum Dunkelmond im Sternzeichen Südliche Fische, welcher in die Zeit des bekannteren Sternzeichen Wassermanns fällt. Beltane zum Dunkelmond im Sternzeichen Stier. Lughnasadh zu Dunkelmond im Sternzeichen Löwe und Samhain zum Dunkelmond im Sternzeichen Skorpion. Und so wird auch klar, wie die Fixdaten entstanden sind, zu denen die meisten Menschen heutzutage diese Feste feiern. Samhain in der Nacht zum ersten des Monats, der im Sternzeichen Skorpion liegt, Lughnasadh in der Nacht zum ersten des Monats, der im Sternzeichen Löwe liegt, Beltane in der Nacht zum ersten des Monats, der im Sternzeichen Stier steht und Imbolc in der Nacht zum ersten des Monats, der im Sternzeichen Südliche Fische, bzw. Wassermann steht. Beim Übergang in unseren heutigen Kalender wurden die Mondzyklen fixiert und im Prinzip auch der Sonnenzyklus.
Aber was soll das dann mit den Vollmonden?
Wolf-Dieter Stohrl sagt es in seinem Buch „Die Pflanzen der Kelten“ sehr schön: die religiösen Gebräuche des einfachen Volkes sind andere als die der Priesterschaft. Lughnasadh zum Beispiel markiert den Zeitpunkt der ersten Getreideernte. Aber wie soll man bitteschön zu Dunkelmond bis spät in die Nacht auf dem Feld stehen und ernten? Früher war der Mond nachts die einzige starke Lichtquelle und so hat die hart körperlich arbeitende Bevölkerung diese Feste oft zu Vollmond begangen, wenn man bis in die Nacht draußen sein konnte. Das gilt auch für das Fest der Herbsttagundnachtgleiche, welches ja auch ein Erntefest ist. Nur zu Samhain blieb man besser zu Hause, um nicht schädliche Geistwesen auf sich aufmerksam zu machen.
Warum überhaupt das Ganze? Sind die Jahreskreisfeste heutzutage noch relevant?
Alle Bilder und Mythen rund um das Jahresrad basieren auf der Reise der Sonne in der nördlichen Hemisphäre und dem Wachstum der Pflanzen, die die Lebenskraft der Erde darstellen. Für mich ist die magischste aller chemischen Reaktionen die Photosynthese. Grundlage der Ernährung aller Tiere. Und das Herzstück der Verbindung zwischen der Sonne und all unseren Körpern. Als ich tief in den Prozess des Schreibens meines Albums über den Jahreskreis eintauchte, konnte ich die Schönheit des zyklischen Aufstiegs und Verfalls, des Todes und der Wiedergeburt sehen, der Samen, die zu Pflanzen werden, der Pflanzen, die Blüten entwickeln, der Blumen, die sich in Früchte verwandeln und der Früchte, die wieder Samen produzieren. Die Menschen früher ehrten diese Zyklen der Natur und die Quelle ihrer Nahrung, indem sie zusammenkamen, ein gutes Fest feierten und ihren Anteil zurückgaben.
Für mich besteht das Kernthema des Paganismus darin, in allen Beziehungen, insbesondere in der Beziehung zur Natur, ein Gleichgewicht herzustellen, und zwar täglich, monatlich und jährlich. Für unsere Vorfahren von der Steinzeit bis etwa zum Ende der Renaissance war Spiritualität eine Frage des Überlebens. Sie hatten das Gefühl, dass sie verloren wären, wenn das Gleichgewicht zerstört würde.
Diese Sichtweise spiegelt sich in dem erwachenden ökologischen Bewusstsein in unseren Tagen wider. So viele Menschen tun immer mehr für die Natur und versuchen, ein gesundes Gleichgewicht zwischen Nehmen und Geben wiederherzustellen. Und diese Maßnahmen werden für unser Überleben im 21. Jahrhundert von entscheidender Bedeutung sein.
Und da komme ich zu einem Thema das mir sehr am Herzen liegt:
Müssen wir die alten Rituale reproduzieren oder können wie neue Wege finden, die Jahreskreisfeste zu begehen?
Die Lebenswelt der Kelten war hart und auch brachial. Der Tod war allgegenwärtig durch Krankheit, Hungersnot und nicht zuletzt Überfälle und Kämpfe feindlicher Gruppen. Und so waren auch viele Gebräuche brachial. Menschenopfer waren ein Teil vieler Rituale. Nicht immer, aber es kam vor. Tieropfer waren ein fester Bestandteil der Rituale. Es gab auch Traditionen, die ich in meinen Blogartikeln zu den Jahreskreisfesten gar nicht nennen wollte, wie zum Beispiel das Einfangen und Töten von Zaunkönigen. Aber auch das Schlagen auf Apfelbäume, um diese zu wecken wäre nichts, was ich unbedingt machen würde.
So hatten die Kelten aber auch das Bewusstsein der Beseeltheit ihrer Umwelt, welches wir größtenteils verloren haben und nun mühsam versuchen, wieder anzuknüpfen. Wenn ich mir die alten Kornäcker mit den Kornpuppen am Eingang so ansehe und dann die riesigen Weizenfelder der industriellen Landwirtschaft, dann macht das einen Riesen Unterschied. Bei der Haltung der Tiere ist es dasselbe. Ob eine kleine Herde von der Winter- auf die Sommerweide getrieben wird oder ob tausende Tiere ihr kurzes Leben eingepfercht unter schrecklichen Bedingungen verbringen müssen macht das auch einen großen Unterschied.
Hinzu kommt, dass diese alten Feste seit jeher große Wandlungen durchlaufen haben. Von den jungsteinzeitlichen Kulturen in die bronzezeitlichen Kulturen, die dann in vielen Gebieten keltisch geprägt wurden. Die Romanisierung, die Christianisierung und die Industrialisierung. All das hat sich auf die Gebräuche ausgewirkt.
Und so geht die Veränderung stets einen Schritt weiter. Die Feste sind immer noch lebendig und die Menschen, die sie feiern passen die Riten und Gebräuche an die heutige Zeit an, ganz nach dem Prinzip: „was ist liebevoll für mich und mein Umfeld?“ Welche Gebräuche sind schön und sinnvoll für die heutige Zeit? Wie kann man die Rituale umwandeln, sodass es passt und welche Rituale findet Ihr nicht mehr zeitgemäß? Welche Anregungen habt Ihr? Schreibt sie gerne in die Kommentare, ich freue mich darüber.
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